Jetzt ist gut, Knut by Bettina Haskamp

Jetzt ist gut, Knut by Bettina Haskamp

Autor:Bettina Haskamp [Haskamp, Bettina]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Herausgeber: Ullstein Buchverlage GmbH
veröffentlicht: 2012-06-07T22:00:00+00:00


11

Marie-Anne lachte so laut, dass noch drei Tische weiter die Leute aufblickten. »Ach, Lillian, Sie sind ein hoffnungsloser Fall.« Es war Samstagvormittag, und wir saßen im »Carls« am Kaiserkai. Marie-Anne hatte unbedingt in die Hafen-City gewollt. »Und dieser Tim war wirklich nicht sauer?« – »Nein, er war lieb und verständnisvoll.« – »Hört sich an wie der Heiland persönlich.« – »Wir haben die ganze Nacht geredet.« – »Wie aufregend.« Ich begann mich zu ärgern, dass ich ihr von meinem Desaster erzählt hatte. Ohne Tim und das lange Gespräch in jener Nacht wäre mein neues Ich wahrscheinlich tatsächlich als Leiche in einem andalusischen Häuschen zurückgeblieben. Stattdessen war es nur ein bisschen angeschlagen und hatte sich in den folgenden Tagen erstaunlich gut erholt (ja, genau, das andalusische Licht und seine famose Heilwirkung).

»Und jetzt sind Sie wieder im grauen Hamburg, der Doch-nicht-Geliebte ist in Spanien, und alles bleibt beim Alten?« – »Nein.« – »Nein?« – »Ich habe meinem Mann einen Brief geschickt und ihm ein Ultimatum gestellt. Wenn er nicht bis Ende des Monats sein albernes Schweigen beendet, gehe ich zum Anwalt.« – »Wow, Lillian Reich greift an! Wer hätte das gedacht? Glückwunsch.« Ich zuckte kurz zusammen. Irgendwann würde ich ihr sagen, wie ich wirklich hieß und dass ich nicht in der PR-Branche arbeitete. Sie hob ihre Kaffeetasse, als wollte sie mir zuprosten, trank einen Schluck und sagte: »Dann kommt meine Überraschung ja genau richtig.« – »Was für eine Überraschung?« – »Ich habe die ideale Wohnung für Sie gefunden. Gleich hier um die Ecke.«

»Na, was sagen Sie?« Marie-Anne lehnte mit dem Rücken an der Balkonbrüstung und inhalierte tiefe Züge von ihrer elektrischen Zigarette. Süßer Vanillegeruch zog in meine Nase. Eben waren die dunklen Wolken aufgerissen und jetzt wärmten mir Sonnenstrahlen das Gesicht. Es war nicht das Licht Andalusiens, aber immerhin. Unten von der Straße drangen leise Gesprächsfetzen zu uns herauf, ein helles Kinderlachen, dann der Ruf einer Frau. »Pass auf, Henriette, du fällst noch ins Wasser!« Wir befanden uns in der sechsten Etage des Marco Polo Towers. Ich sah an Marie-Anne vorbei hinaus auf die Elbe. »Das ist ein Traum, oder? Gleich wache ich auf und liege in meinem alten Bett.« Marie-Anne lachte nur ihr heiseres Lachen. »Kann ich noch mal durchgehen?« – »Natürlich, nur zu.«

Solche Lofts wie dieses kannte ich nur aus dem Fernsehen. Es war nicht groß, etwas mehr als fünfundvierzig Quadratmeter, aber jedes Eck perfekt genutzt. Edelstes Design in der kleinen offenen Küche, im Bad, einfach überall. Für meinen Geschmack ein bisschen zu farblos eingerichtet. Aber das ließ sich ja ändern. Das Parkett glänzte matt in einem goldenen Holzton, durch die bodentiefen Fenster flutete das Licht und ließ die Wände schneeweiß strahlen. Ich stellte mir große Grünpflanzen vor und hängte im Geiste Dekorschals in kräftigen Farben auf, vielleicht Orange und Gelb. Oder Rot. Vorsichtig ließ ich mich auf die cremefarbene Sitzlandschaft sinken, die vor einem der riesigen Fenster stand, und sah hinaus auf das Panorama des Stadtteils. Jeden Moment konnte sich ein Kreuzfahrtschiff ins Bild schieben, man stelle sich vor! Mit meinem Telefon machte ich ein paar Aufnahmen von der Aussicht und der Wohnung.



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